Ventilspiel kontrolliert und eingestellt (28.08.2024)

Inspektionen in der Werkstatt lasse ich eigentlich nur noch alle 2 Jahre machen, wenn eine HU fällig ist. Die läuft dann meistens problemlos, auch wenn nicht alles an der Maschine original ist. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man Pech haben kann, wenn man selbst einen Termin bei DEKRA oder TÜV macht. Je nach Prüfer kann es schon Probleme geben, wenn man die ABE für die Kupplungs- und Bremshebel nicht dabei hat, die Gummis von den Fußrasten abmontiert sind oder wenn der selbstgebaute Kennzeichenhalter etwas weniger als 30 Grad zur Senkrechten hat. In einer Werkstatt der jeweiligen Motorradmarke gehen die Prüfer meist gnädiger mit den Maschinen um, wenn auch eine Wartung durchgeführt wurde. Ansonsten erledige ich aber alle Arbeiten an der Maschine selber wenn gerade etwas fällig ist. Sozusagen eine permanente Inspektion. Warum ich mit den Wartungsintervallen aus dem normalen Rhythmus heraus bin, habe ich ja schon beim Thema Ölwechsel erzählt. Heute war das Ventilspiel dran, Kontrolle und Einstellung. Der letzte Werkstattbesuch ist schon wieder fast 5.000 Kilometer her.
Eigentlich keine große Sache, es muss nur einiges abgebaut werden, damit man freien Zugang hat und der Motor muss natürlich kalt sein. Öl ablassen ist nicht nötig und neue Dichtungen braucht man auch nicht. Der Ventildeckel hat eine wieder verwendbare Dichtung aus Gummi. Also runter mit der Sitzbank, den Seitendeckeln, dem Tank, der Zündspule und dem Spannungswandler. Dann hat man erfreulich viel Platz zum Arbeiten.

Nun die Zündkerze raus, den Ventildeckel abschrauben und zur linken Seite abnehmen und links unten am Kurbelgehäuse die Verschlussschraube zur Kurbelwelle und zur Kontrollöffnung rausdrehen. Dann die Kurbelwelle gegen den Uhrzeigersinn drehen, bis das Einlassventil sich bewegt hat und wieder zu ist. Dann etwas weiter drehen und in die Kontrollöffnung schauen, bis der obere Totpunkt erreicht ist.

Jetzt kann man bei Ein- und Auslassventilen das Spiel prüfen bzw. einstellen. Das erfordert etwas Übung, weil man beim Festziehen der Kontermutter das Spiel wieder etwas verändert. Selbst wenn man den Stößel mit einem Schraubendreher festhält. Mit etwas Übung kriegt man das aber hin. Am besten 2 Fühlerlehren benutzen, damit man bei beiden Ventilen gleichzeitig misst, dabei den Stößel nicht zu stramm einstellen. Dann die Kontermutter festziehen und noch mal messen, ob die nächste Stärke nicht durchgeht. Beim Auslass muss 0,15 mm passen, 0,20 mm nicht. Beim Einlass muss 0,10 mm passen, 0,15 mm nicht. Zum Schluss den Motor noch mal 2 Umdrehungen durchdrehen und erneut kontrollieren.
Beim Einlass hat das Spiel gestimmt, beim Auslass war das Spiel komischerweise etwas zu klein. Eigentlich kenne ich das so, dass das Spiel mit der Zeit immer größer wird und man irgendwann ein deutliches tickern der Ventile hört, wenn man länger nicht eingestellt hat. Liegt eventuell an den vielen verschiedenen Einstellwerten, die kursieren. Ich habe im Internet Angaben gefunden, dass Ein- und Auslass identisch sein sollen mit 0,10 bis 0,15 mm. Von Fantic gibt es aus 2019 eine Mitteilung, dass der Einlass 0,10 mm und der Auslass unbedingt 0,15 mm Spiel haben muss. Und von Zongshen gibt es angeblich die Empfehlung: Einlass 0,04 mm, Auslass 0,06 mm.
Das Spiel ist nötig, damit die Ventile auch bei heißem Motor noch sicher geschlossen sind, wenn sich alle Metallteile ausgedehnt haben. Da der Motor durch die magere Euro 4 bzw. Euro 5 Abstimmung bekanntlich sehr heiß wird, ist das größere Spiel wohl notwendig. Ich denke mal, das Problem hat man in China nicht, deswegen das geringere Spiel.